Ich gebe es ehrlich zu: ich habe eine ausgeprägte Orientierungsschwäche.
Ich kann mit Mühe rechts von links unterscheiden und ich kann gar keine Karten oder Stadtpläne lesen. Jegliche mir unbekannte Orte, in denen ich mich alleine fortbewegen muss, lösen in mir sehr starkes Unbehagen aus. Dazu habe ich im Laufe der Zeit zwei Strategien entwickelt: dank Google Street View kann ich vorher zu Hause mir den Weg bildlich anschauen oder mein lieber mitleidsvoller Mann nimmt sich die Zeit um mich zu dem gewünschten Ort zu bringen.
Mein Mann ist nämlich genau das Gegenteil von mir, was Orientierung betrifft: er kann in jeder beliebigen Stadt dieser Welt zu dem gewünschten Ziel kommen und dabei braucht er nicht einmal eine einzige Person nach dem Weg zu fragen. Ich für meinen Teil schaffte vor Jahren nicht, auch nach den geduldigen und ausführlichen Erklärungen von mindestens zehn Passanten in Zürich, den Weg vom Hauptbahnhof bis zu einer bestimmten Haltestelle zu finden. Während ich völlig aufgelöst in Tränen ausbrach, lotse mich mein Mann per Telefonanweisungen zum Ziel.
Diese Orientierungsschwäche ist unter anderem der Grund dafür, warum ich nicht mit besonders grosser Begeisterung der Geometrie-Stunde im Gymnasium entgegenfieberte. Ich habe jedoch mit Ach und Krach geschafft auch in Geometrie eine gute Note zu bekommen. Und ich war nach der Matura froh, dass ich mich nicht mehr mit dieser Mathematikwissenschaft auseinandersetzen musste. Zu früh gefreut! Seit einer gewissen Zeit sind geometrische Muster ganz im Trend und werden auch diesen Winter ein fester Bestandteil unserer Garderobe sein. Und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich richtig Freude an Geometrie!