Zu den zahlreichen Marotten, die ich als Mitgift in die Ehe gebracht habe, gehört auch die Gewohnheit, möglichst schnell nach unserer Ankunft zu Hause die Koffer auszupacken.
Die Reise gilt für mich erst dann als abgeschlossen, wenn alles aus dem Koffer wieder zurück an seinem Platz ist und die erste Waschladung in der Waschmaschine läuft. Ebenso bin ich voller Tatendrang auch zu später Stunde und räume unmittelbar alles auf, nachdem wir Gäste zu Besuch hatten. Dabei gelten diese Aufräum-Regeln nicht nur für mich, sondern für alle Familienmitglieder. Neulich gestand mir mein Mann, dass die ganze Sache mit der Vorschrift «Wir räumen alles unverzüglich auf» etwas Stress für ihn bedeutet. Natürlich nahm ich mir fest vor, etwas gelassener zu werden, obwohl ich wusste, wie schwer gerade bei mir dieser Vorsatz zu erfüllen sei.
Dabei ahnte ich nicht, wie schnell sich die Gelegenheit bieten wird, das neue Gebot der Gelassenheit umzusetzen. Während ich an einem schönen Sommerabend darauf wartete, dass das Essen im Ofen fertig wird, vertrieb ich mir die Zeit mit Surfen auf dem Tablet. Ein verlockendes Angebot sprang mir entgegen: der Online-Shop einer bekannten Parfümerie bot gerade in dem Moment und nur für ganz kurze Zeit, 20% Rabatt auf alles, inklusive attraktive Geschenke und das alles noch versandkostenfrei. Nach dem Abendessen liess ich alles in der Küche liegen und verbrachte viel Zeit vor dem PC, bis ich mir die passenden Lippenstifte in zarten rosa Nuancen ausgesucht habe. Ich liebe leicht schimmernde Lippenstifte in dezenten Tönen. Sie bringen im Handumdrehen Frische und Leichtigkeit, ohne dass man maskenhaft geschminkt wirkt. Sie lassen sich darüber hinaus mit fast allen Outfits kombinieren und stehlen den Kleidern nicht die Show.
Die Lippenstifte wurden schlussendlich bestellt. Ich freute mich bereits darauf, die schönen Hüllen in der Hand zu haben und die Lippenstifte auszuprobieren. Die Vorfreude wurde noch mit einem Gefühl der Zufriedenheit ergänzt. Ich war schlichtweg stolz auf mich, wie schnell ich gelernt habe, gelassen zu sein. Als ich trällernd und hüpfend in die Küche kam, erwischte ich meinen Mann, wie er dabei war, trotz schmerzender Schulter die Küche aufzuräumen …